Logo Natursport
Skip to main content

Steinadler

Steinadler (Aquilachrysaetos)
Andere bekannte Namen: Aar, Goldadler, Bergadler
Rote Liste Deutschland 2007: 2 (stark gefährdet)

In Deutschland war der Steinadler früher auch im Flachland verbreitet. Heute kommt er hier im Wesentlichen nur noch in den Alpen in einem gesicherten Bestand vor. Der Bestand in Europa liegt bei ca. 8.400 – 11.000 Brutpaaren mit Schwerpunkten in Spanien, der Türkei, Russland und Skandinavien. In Mitteleuropa brüten lediglich ca. 730 – 860 Brutpaare, überwiegend in den Alpen (Bauer et al. 2005).

Zunächst wurde angenommen, dass die in den Alpen vorhandene Populationsgröße gleichzeitig die Kapazitätsgrenze des dortigen Lebensraums darstellte. Doch eine unerwartete Bestandszunahme in den 1990er Jahren zeigt die für Steinadler heute günstigen Lebensbedingungen im Alpenbogen: Stark eingeschränktes direktes Nachstellen durch den Menschen, weiträumiges Jagdgelände, hohes Bestandsniveau der Beutetiere und verbreitete Horstmöglichkeiten. Innerhalb der Alpen weisen die Bestandszahlen aufgrund der sehr unterschiedlichen Biotopeignungen (offene und halboffene Zonen) unterschiedliche Größen auf. Aber auch Nahrungssituation, Brutplätze und Störungsdruck unterliegen regionalen Besonderheiten. Mit rund 200.000 km² ist der Alpenraum groß und hinsichtlich der natürlichen Voraussetzungen geeignet genug, um eine langfristig überlebensfähige Population zu beherbergen.

Der Brutbestand in Deutschland beläuft sich auf 42 bis 47 Brutpaare (Sudholdt et al. 2013). Als Wintergast erscheint der Steinadler auch in Norddeutschland; hierbei handelt es sich in der Regel um Brutvögel aus Skandinavien. Seit einigen Jahren brütet wieder ein Steinadlerpaar in Dänemark, so dass die Hoffnung besteht, dass auch der Norden Deutschlands bald wieder von einem Steinadlerpaar besiedelt wird.
 
Steinadler werden sehr alt: In freier Natur 15 bis 18, seltener mehr als 20 Jahre, und in Gefangenschaft sogar mehr als 50 Jahre.

Verbreitung

Verbreitungsareale mit größeren, zusammenhängenden Brutpopulationen in Europa sind: Norwegen (bis 70 °N), West- und Nord-Schweden, Nord-Finnland, Schottland, Spanien, der Alpenbogen, Italien, osteuropäische Staaten östlich von Polen bis zum Polarkreis. Länder mit kleineren Beständen in Europa sind: England, Portugal, Frankreich, Ungarn, die baltischen Staaten, Polen (im Nordosten), Korsika, Sardinien, Griechenland (südwärts bis auf den Peleponnes), Zypern, Türkei, Kroatien, Slowenien, Serbien.
Der Steinadler ist außer in Europa noch in Asien (Russland, Iran, Afghanistan, Pakistan, Nord-Indien, China, Mongolei, Korea, Japan) und Nordamerika (von Alaska bis Zentralmexiko) verbreitet. Im gesamten Areal der Art unterscheidet man sechs Rassen.

Hochgebirge

In den Alpen bevorzugt er Talhänge und Bergflanken mit günstiger Thermiksituation. In Mittelgebirgen lebt er gewöhnlich nur in den Hochlagen. Das Jagdgebiet erstreckt sich je nach Jahreszeit und Beuteangebot von der montanen Waldstufe bis über die Waldgrenze. Der Horst liegt in der Regel tiefer als das Hauptjagdgebiet und bietet eine freie Anflugmöglichkeit, damit der Beutetransport ohne großen Energieaufwand im Gleitflug erfolgen kann.
In den einzelnen Verbreitungsgebieten gibt es gemäß der jeweiligen Geländesituation unterschiedliche Vorlieben für Horste: In den Alpen finden sich meist Felshorste, im übrigen Europa meist Baumhorste, v.a. in Waldgebieten des Hügellandes und der Gebirge, die von offenen Flächen wie Flusstäler, Sümpfe oder der Kultursteppe durchsetzt sind. Die Geländestruktur spielt eine entscheidende Rolle für die Eignung als Adlerhabitat. Optimale Habitate weisen Hochebenen mit beutetierreichen und gut einsehbaren Freiflächen in Kombination mit Hängen, Karen oder Felspartien auf. Bei guter Exposition entstehen günstige Aufwinde an Felshängen, von denen sich die Tiere gerne emportragen lassen. Das Wohngebiet eines Paares umfasst zwischen 2000 und 62.000 ha.

Der Steinadler war vor allem durch Verfolgung und Lebensraumzerstörung bedroht, so dass er als Brutvogel in Deutschland bis auf die Alpenregion Bayerns verschwunden ist. Leider wird der Steinadler immer noch illegal abgeschossen. Umweltgifte, u.a. Pestizide wie DDT, reicherten sich in den Vögeln, die Endglieder einer Nahrungskette sind, durch Aufnahme von vergifteten Beutetieren an. Dies führte zu dünnschaligen Eiern und damit zum Zerbrechen der Schale während der Bebrütung oder zu einem hohen Anteil an unfruchtbaren Eiern.

Klettern, Luftsport, Skigebiete

Da der Steinadler in den Alpen hauptsächlich in Felswänden brütet, wirken sich Störungen durch Kletterer, Gleitschirm- und Drachenflieger, die dem Horst zu Nahe kommen, negativ auf den Bruterfolg aus.
Auch durch Hubschrauberflüge und durch den Bau von Forststraßen an Berghängen werden Steinadler potentiell gefährdet. Tourismusgebiete, insbesondere Skigebiete, lassen sich nur begrenzt mit dem bevorzugten Adlerlebensraum in Einklang bringen.

Störungen durch menschliches Einwirken in den Jagdgebieten wirken überwiegend indirekt auf den Steinadler, da sie vor allem das Raum-Zeit-Verhalten seiner Beutetiere beeinflussen. Wenn sich seine Beutetiere zunehmend verstecken oder ihre Hauptaktivität in die Dunkelheit verschieben, dann findet der tagsüber jagende Steinadler nicht genug Beute, um überleben zu können. In den Alpen gehört der Steinadler nicht zu den aktuell stark, sondern zu den potentiell gefährdeten Arten.

Kleine Populationen

In Gebieten mit schlechten Lebensbedingungen oder in aufeinanderfolgenden Jahren mit schlechten Witterungsbedingungen während der Aufzuchtsperiode fliegen sehr wenige Jungvögel pro Jahr und Paar aus. In solchen Gegenden bleiben die Bestände nur durch Zuzug von Tieren aus nachwuchsreichen Gebieten erhalten.
In kleinen Populationen führt genetische Drift zum Verlust genetischer Variabilität, Inzuchteffekte können auftreten. Verringert sich die Zahl der Genvarianten, sinkt die Anpassungsfähigkeit an Umweltbedingungen und die Resistenz gegen Krankheiten mindert sich.

Jungadler

Schätzungsweise 75 Prozent der Jungadler sterben in den ersten 5 Lebensjahren noch vor der Geschlechtsreife. Jungadler sind vielfältigen Gefahren ausgesetzt. Verluste durch Lawinen und durch Anflug von Drahtleitungen (Stromkabel und Seilbahnen) kommen gelegentlich vor. Verluste gibt es ebenso durch innerartliche Kämpfe oder länger andauernden, mangelnden Beuteerfolg. Jungadler sterben mitunter auch durch Unfälle auf der Jagd nach wehrhafter Beute (z.B. Gemsen).

Folgende Maßnahmen können zum Schutz von Steinadlern beitragen:

  • Verhinderung illegaler Verfolgung,
  • Verbot des Eiersammelns,
  • Schutz des Horstbereichs vor Störungen (Freizeitnutzung, Forstbetrieb, Jagd),
  • Weitere Reduzierung des Einsatzes von Umweltchemikalien und
  • Verbot bleihaltiger Munition.

Systematik

Ordnung: Accipitriformes (Greifvögel)
Familie: Accipitridae (Habichtartige)
Unterfamilie: Accipitrinae (Habichte, Bussarde, Adler)

Aussehen

Der Steinadler ist nach dem Seeadler der derzeit größte in Deutschland brütende Greifvogel. Die Flügelspannweite des Steinadlers beträgt 190 – 220 cm. Das Flugbild ist durch relativ lange und schmale Flügel gekennzeichnet. Der Stoß ist gerundet, der Kopf ragt in der Silhouette deutlich hervor. Die Weibchen sind größer und deutlich schwerer als die Männchen. Der Unterschied der Geschlechter ist allerdings nicht so deutlich wie beispielsweise beim Sperber oder Wanderfalken.

Das Jugendgefieder des Steinadlers enthält bis zum 5. Lebensjahr helle Flecken an den Schwingen sowie einen hellen Stoß mit einer dunklen Endbinde. Das Gefieder der Altvögel ist einfarbig braun gefärbt. Das dunkle Auge hat einen hellgelben Ring. Typisch sind die langen Federhosen an den Beinen. Im Segelflug sind die gespreizten Handschwingen gut zu erkennen.

Die nächsten Verwandten des Steinadlers in Europa sind Kaiseradler, Schelladler, Steppenadler und Schreiadler. Nur der Schreiadler brütet in Deutschland, und zwar mit etwa 110 Brutpaaren vor allem in Mecklenburg-Vorpommern.

Fortpflanzung

Die Geschlechtsreife wird selten vor dem 5. Lebensjahr erreicht. In der Regel leben die Tiere in monogamer Dauerehe. Manchmal beteiligen sich noch nicht geschlechtsreife Tiere an der Aufzucht. Sie werden vom Brutpaar geduldet.

In den Alpen beginnt der Nestbau verstärkt ab Mitte Februar, Horstausbesserungen finden das ganze Jahr über statt. Nistmaterial wird mit dem Schnabel oder den Fängen am Boden aufgelesen oder von Bäumen abgebrochen. Der Unterbau des Horstes besteht aus starken dürren Ästen, im Oberbau werden Zwergsträucher, kleine Zweige oder Farn eingebaut. Die eigentliche Nestmulde wird mit grünen Reisern, Stauden, Grasbüscheln und Flechten ausgepolstert. Über Jahrzehnte genutzte Horste erreichen Ausmaße von über 3 m Höhe und 1,30 m Breite.

Die Balz besteht aus auffälligen Flugspielen, die aber auch ganzjährig gezeigt werden. Sie dienen dem Zusammenhalt des Adlerpaares. Der Paarung selbst geht ein tanzartiges Ritual voraus, bei dem das Männchen die Partnerin mit eigentümlich gestelzten, steif wirkenden Hüpfern umrundet.

Die Jungen schlüpfen im März aus den meist 2 vorhandenen Eiern. Insgesamt sind 1 bis 4 Eier möglich. Die Bebrütung erfolgt ab dem ersten Ei überwiegend durch das Weibchen und zieht sich über 42 bis 45 Tage hin. Fällt ein Partner aus, kommt es trotz Monogamie rasch zur Neuverpaarung, wenn geschlechtsreife Nichtbrüter in der Nähe sind. Normalerweise wird jährlich eine Brut getätigt, manche Paare setzen mitunter ein Jahr aus. Bei frühem Verlust des Erstgeleges ist ein Nachgelege möglich. Brut- oder Jungenverlust zu einem bereits weit fortgeschrittenen Zeitpunkt führt zum Abbruch des Brutgeschäfts.

Das Männchen versorgt das brütende Weibchen und die Jungen etwa bis zur dritten Lebenswoche alleine, später sorgt auch das schwerere Weibchen für Futternachschub. Das größere Weibchen schlägt auch größere Beute, was bei dem steigenden Nahrungsbedarf der heranwachsenden Jungen erforderlich ist.

Anfangs füttert das Weibchen ihre Jungen mit leicht verdaulichen Innereien wie Leber und Herz in kleinen Happen; Därme, Füße und Kopf frisst es selbst. Erst nach 2 Wochen werden Haare und Federn mit verfüttert, um die Bildung von Speiballen (Gewölle) anzuregen. Bereits zur Brutzeit sammelt sich ein kleiner Beutevorrat im Horst an, der zusätzlich mit Beutetieren aus einem weiteren, in Horstnähe befindlichen Depot gefüllt werden kann. Dies ist eine sinnvolle und notwendige Anpassung an Schlechtwettertage mit geringem oder ausbleibendem Jagderfolg.

Nach 6 Wochen beginnen die Jungen mit den ersten Flugübungen, ab der 8. Woche klettern sie in der Horstumgebung umher. Dabei kann es bei plötzlichen Windstößen zum Absturz der Jungen kommen. Insgesamt bleiben sie 10 – 11 Wochen auf dem Horst. Wenn die Jungvögel flügge werden, werden sie von Altvögeln animiert, den Horst zu verlassen. Dies geschieht, indem sie die mitgebrachte Beute nur noch außerhalb des Horstes übergeben. Eigenes Beuteschlagen erfolgt frühestens 2 Wochen nach dem Ausfliegen. Die Jungadler folgen den Eltern im sogenannten Bettelflug manchmal noch bis in den Winter.

Der Familienverband löst sich entweder im Oktober oder erst zur nächsten Brut im Folgejahr auf. Die Zuwachsrate ist abhängig von innerartlichen Auseinandersetzungen, vom verfügbaren Nahrungsangebot, von der Witterung und von externen Störungen. Dadurch ist sie jahrweise sehr verschieden. Da bereits das erste Ei sofort nach der Ablage bebrütet wird und der Legeabstand der Eier 3 – 5 Tage beträgt, ergibt sich ein beträchtlicher Größenunterschied der Jungen während der Aufzuchtszeit. Dieser kann auch im Laufe der Zeit nicht kompensiert werden. Die später Geschlüpften überleben nur bei günstigem Futterangebot. Der Zuwachs liegt im langjährigen Mittel bei unter einem Jungen pro Paar und Jahr. Ein Ausgleich schafft die hohe Lebenserwartung der Altvögel.

Eine Besonderheit bei Steinadlern ist, dass das Nesthäkchen eines Geleges von einem älteren Geschwister tot gehackt und gefressen werden kann. Dieses Verhalten ist als Kainismus (Brudermord) bekannt.

Nahrung

Abhängig vom lokalen und jahreszeitlichen Angebot werden bis zu 80 Prozent des Steinadler-Beutespektrums von Säugetieren und Vögeln abgedeckt. In den Alpen spielt während der Sommermonate vor allem das Murmeltier eine wichtige Rolle im Nahrungsangebot.

Zusätzlich schlägt der Steinadler vor allem kranke, verletzte, an Steilhängen oder Graten exponierte oder z.B. durch Tiefschnee behinderte Jungtiere von Gemse, Reh, Steinbock und Rotwild. Beutetiere, die deutlich schwerer sind als er selber, bringt er entweder durch Scheuchen zum Absturz oder tötet sie durch oft mehrfaches Fallenlassen aus großer Höhe.

Im Winter und während der Schneeschmelze im Frühjahr vor der Geburt der Jungtiere von Gemse, Reh und Hirsch können Kadaver (z.B. Lawinenopfer) einen hohen Anteil der Nahrung ausmachen. Auch Weidevieh (z.B. Schafe) wird erbeutet. Kleinere Säuger wie Füchse, Marder, Eichhörnchen und Schneehasen werden bei jeder sich bietender Gelegenheit geschlagen.

In Gebieten mit großen Beständen von Alpenschneehuhn und Birkhuhn können diese vor allem in den Wintervölkern oder zur Balzzeit im Frühjahr häufiger auf dem Speiseplan stehen. In dieser Zeit sind die Birkhühner in kleinen Gruppen zusammen und exponiert auf den Balzarenen (Freiflächen) oder in Baumspitzen bei der Knospenäsung und damit leichter zu erbeuten.

Die Steinadler nutzen ihr Jagdrevier entsprechend dem häufigen Auftreten und der damit verbundenen guten Erreichbarkeit der Beute (Setzgebiete des Gamswildes, Hänge mit Bauten von Murmeltieren, Birkhuhnbalzplätze etc.). Krähen und viele andere Vogelarten werden ebenso als Beutetiere genutzt. Wenn schwere Beute (z.B. große Kadaver) nicht weggetragen werden kann, wird sie mehrmals zum Fressen aufgesucht.

Da der Steinadler einen verhältnismäßig geringen durchschnittlichen Tagesfutterbedarf von ca. 300 g besitzt, zehrt er von einem Hasen etwa 5 Tage. Von einem Fallwild-Hirsch kann ein Adlerpaar mit 2 Jungen zwei Wochen leben.

Natürliche Feinde

Erwachsene Adler haben keine natürlichen Feinde, wohingegen Gelege und Junge in nach Störung unbewachten Horsten Kolkraben, anderen großen Greifen, Uhus und Mardern zum Opfer fallen können. Krankheiten (z.B. Tuberkulose), Parasiten (z.B. Zeckenbefall) und Nahrungsmangel kommen nur ausnahmsweise als Todesursache vor.

Die weitaus größte Gefährdung besteht nach wie vor durch direkte oder indirekte Einwirkungen des Menschen (Abschuss, direkte Vergiftung, Aushorsten, Störung durch Tourismus, Aufnahme von Pestiziden über vergiftete Beute).

Verhalten

Als Such- und Ansitzjäger sind Steinadler in offener Landschaft relativ leicht auszumachen. Gerne bleiben die Tiere auch über den Winter in ihrem Brutrevier oder in der weiteren Umgebung und weichen nur bei extremer Nahrungsknappheit längere Zeit aus. In ihrer Jugend ziehen einige als Zugvögel mitunter weit weg, z.B. von Finnland bis nach Ungarn (2.100 km). Am Bosporus wird ein regelmäßiger, aber nur vereinzelter Durchzug von Steinadlern festgestellt. In seinem Revier hält er zeitliche und räumliche Routen, Jagd- und Ruhewarten ein.

Er kann bei Gegenwind ohne Flügelschlag in der Luft stehen, mit Rückenwind bis 190 km/h schnell gleiten und mit über 300 km/h vor allem auf fliegende Beute herabstoßen. Geschickt nutzt er Geländegegebenheiten, um Beute durch einen bodennahen Gleit- oder rasanten Verfolgungsflug zu überraschen. Aus einem stundenlangen, systematischen Suchflug in größerer Höhe erfolgt ein plötzliches Einfallen in Kesseln, Senken und anderen Geländeeinschnitten. Regelmäßig werden Waldgebiete in Wipfelhöhe der Bäume überflogen.

Der „Girlandenflug“ des Steinadlers ist ein ganzjähriges, aber vor allem zur Reviermarkierung gezeigtes Flugspiel und als Besonderheit anzusehen: Aus dem segelnden Kreisen kippt der Vogel plötzlich ab und lässt sich mit angelegten Schwingen fast senkrecht fallen. Der so gewonnene Schwung wird genutzt, um sofort anschließend wieder senkrecht nach oben zu steigen. Das wiederholt sich mitunter bis zu 20 Mal in kurzer Folge. Zur Balz werden diese Flugspiele häufiger, sie gehen dann meist in Verfolgungsflüge zwischen den Partnern über. Dabei stößt das Männchen rasant nach der Partnerin, die sich dann mehrmals überrollt und in der Luft auf den Rücken wirft. Bei guter Thermik steigen die Tiere bis über 800 m über dem Grund auf und sind dann nur noch als kleine schwarze Punkte am Himmel auszumachen.

Der Steinadler schlägt seinen langkralligen Fuß in das Kreuz seiner Beute, während er mit dem anderen Fuß sofort deren Kopf umschließt. Mit seinen gewaltigen Krallen durchbohrt er dabei die Hirnschale. Bei wehrhafter Beute wird dadurch ein Abwehrbiss vermieden.

Bei der systematischen Gemeinschaftsjagd, z.B. eines Adlerpaares, erhöht sich der Erfolg vor allem, wenn in Gruppen lebende Wildtiere bejagt werden: Während der erste Vogel die Gruppe sprengt, greift sich der zweite ein bei der Flucht zurückbleibendes schwaches Tier. Das Wohngebiet eines Paares wird – vor allem in Horstnähe – auch gegen andere Adler und größere Geier verteidigt. Fliegt ein Eindringling in großer Höhe durch das Gebiet der Revierinhaber, versuchen diese, ihn in einem Verfolgungsflug einzuholen und eine größere Flughöhe zu erreichen. Mangels Thermik gelingt das aber oft nicht und die Verfolgung wird abgebrochen.