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Hochstaudenfluren

Hochstaudenfluren sind von üppigen, hochwachsenden, mehrjährigen krautigen Pflanzen, mit meist großblättrigen Kräutern, bewachsene Flächen.
Wenn Feuchtwiesen, Röhrichte und Großseggenriede als schmale Randflächen (Säume) wachsen, kann man auch sie zu den Hochstaudenfluren zählen.
Natürliche Standorte der Hochstaudenfluren sind Ufer- und Auenbereiche von Fließgewässern und die Verlandungszonen von Stillgewässern. Sie wachsen auch in Gräben oder entstehen als Brache (ungenutzte Fläche) auf anderen nährstoffreichen und grundwassernahen Standorten. Wird dort die Bewirtschaftung aufgegeben, beginnt zunächst eine langsame Entwicklung zu Hochstaudenfluren. Sie können sehr lange stabil bleiben, jedoch im Laufe der Jahrzehnte auch von Gebüschen und schließlich von Bruch- oder Auwäldern abgelöst werden.

Flora

Hochstaudenfluren findet man häufig in Nachbarschaft von Brenndolden- und Pfeifengraswiesen. Sie präsentieren sich als ein sehr vielgestaltiger und von bunten Blumen besiedelter Lebensraum. Die dominante Pflanzenart der Hochstaudenfluren ist das Mädesüß.
Daneben kommen zahlreiche andere Stauden vor. Selten wachsen hier Gelber Eisenhut, Langblättriger Ehrenpreis und Sumpfhelmkraut, die beiden letztgenannten nur an Graben- und Bachufern.

Typische Pflanzenarten:Mädesüß, Sumpfkratzdistel, Gilb- und Blutweiderich, Bachbunge, Sumpfstorchschnabel, Zottiges Weidenröschen, Kleinblütiges Weidenröschen, Kantenhartheu (Geflecktes Johanniskraut, Geflecktes Hartheu), Sumpfziest, Wasserminze, Echter Baldrian, Brennessel, Zaunwinde, Gelbe Wiesenraute, Sumpfhornklee, Sauerampfer, Sumpfschachtelhalm, Rohrglanzgras, Kratzbeere

Eine andere Form der Hochstaudenflure, die man vor allem an Ufern kühler, rasch fließender Gewässer findet, ist die Pestwurzflur. Die Pestwurz fällt durch ihre großen, rhabarberähnlichen Blätter auf.
Häufig kommen hier Giersch, Brennessel, Klebkraut, Gundelrebe, Bärenklau vor.

Fauna

Hochstaudenfluren, besonders die Mädesüß-Säume, sind ein ungestörter Lebensraum und stellen daher ein Paradies für Insekten, insbesondere Schmetterlinge, dar.
Neben den Tierarten, die direkt im Staudensaum leben, findet man hier zahlreiche Arten aus den angrenzenden Biotopen. Zur Hauptblütezeit im Juni und Juli kann man ungeheuer viele Blütenbesucher beobachten, z.B. Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und Schwebfliegen.
Außer den Blütenbesuchern gibt es hier auch noch viele andere Tiergruppen, z.B. Libellenarten, Hornmilbenarten, verschiedenste Springschwänze und über 30 Spinnenarten. Brutvögel können hier hohe Siedlungsdichten erreichen. Für Amphibien können Hochstaudensäume ein wichtiger Teillebensraum sein. Auch Säugetiere profitieren von Hochstaudensäumen, wie z.B. die Zwergmaus.

Typische Tierarten: Admiral, Distelfalter, Tagpfauenauge, Violetter Silberfalter, Nachtkerzenschwärmer, Kleiner Oleanderschwärmer, Spanische Flagge, Messingeule, Wolfsmilchspinner; Rohrammer, Sumpf-, Teich-, und Schilfrohrsänger, Feldschwirl, Wachtelkönig, Kuckuck

Hochstaudenfluren sind ausgesprochen trittempfindlich. Die Bedeutung und Gefährdung durch Sportarten ist vergleichbar mit der Bedeutung und Gefährdung der Röhrichte.

Betroffene Tierarten

Mädesüß

Das in Hochstaudenfluren beheimatete und vielerorts dominierende Mädesüß ist nicht nur bei Schmetterlingen beliebt, sondern wird auch vom Menschen genutzt.
Das Rosengewächs wurde früher zum Süßen des Honigweins verwendet, daher stammt auch sein Name („metsüß“).
Der alte wissenschaftliche Name dieser Pflanze, Spiraea ulmaria (heute Filipendula ulmaria), war aufgrund einer anderen Eigenschaft namensgebend für das Aspirin. Wie auch die Weide enthält Mädesüß Salicylsäure. 1938 konnte erstmals Salicylsäure aus Mädesüß gewonnen werden. Heute wird Salicylsäure für die Verwendung im Schmerzmittel Aspirin künstlich hergestellt, jedoch in einer modifizierten, besser verträglichen Form, der Acetylsalicylsäure. Im Aspirin steht daher „A“ für Acetylsalicylsäure und „spir“ für Spiraea. Der Name Salicylsäure geht wiederum auf die Weide (lat. Salix) zurück.

Neophyten

Krautsäume an Fließgewässern sind häufig mit Pflanzenarten durchsetzt, die ursprünglich nicht aus Mitteleuropa stammen (Neophyten). Das fließende Wasser dient den Samen, Brutknospen oder ganzen Pflanzen eingeschleppter Arten als Wander- und Ausbreitungsweg. Die Pflanzenteile gelangen bei Überflutungen beispielsweise aus anliegenden Gärten ins Gewässer, werden weitertransportiert und mit sinkendem Hochwasser abgesetzt. Die permanente Strömung und die regelmäßigen Hochwasser tragen immer wieder Uferstreifen ab. Auf diesen vegetationsfreien Flächen können sich die angeschwemmten Pflanzen schnell ausbreiten und vermehren. Auch Wasservögel nehmen in ihrem Gefieder anhaftende Samen und sogar Fischlaich über weite Strecken flussabwärts und flussaufwärts mit oder verbreiten sie in angrenzende Stillgewässer.

Die nicht heimischen, invasiven Pflanzenarten oder „Gartenflüchtlinge“ können zum Problem werden, wenn sie sich flächig ausbreiten und heimische Pflanzengesellschaften verdrängen. Oft verschwinden auf diese Weise Pflanzenarten, die sehr spezialisierten Tierarten (z.B. Schmetterlingsraupen) Nahrung und Lebensraum bieten. Diese Tierarten verlieren ihre Lebensgrundlage, da die fremde Pflanzenart für sie nicht nutzbar ist. Nur sogenannte Generalisten, die keine speziellen Ansprüche an ihre Nahrungspflanzen haben, können hier überleben. Beispiele für verdrängungsstarke Neophyten sind der Riesenbärenklau, die Kanadische Goldrute und das Indische Springkraut.