Edelkrebs
Der Edelkrebs ist der größte unter den in Europa heimischen Flusskrebsen. Die Edelkrebse sind weniger fruchtbar und durchsetzungsstark als ihre amerikanischen Konkurrenten Kamberkrebs und Signalkrebs.
Gewässer
Der Edelkrebs lebt bevorzugt in größeren Bächen, kleineren Flüssen sowie Seen und Weihern. Die jungen Krebse finden sich oft zwischen Wasserpflanzen, die sie zur Nahrungsaufnahme abweiden.
Krebspest
1860 brach in Europa die Krebspest aus, hervorgerufen durch den Pilz Aphanomyces astaci, der wahrscheinlich mit lebenden Krebsen aus Nordamerika eingeschleppt wurde. In wenigen Wochen wurden die Krebsbestände in kompletten Gewässersystemen fast ausgelöscht. Vor allem die Edelkrebspopulationen waren betroffen. Innerhalb einiger Jahrzehnte breitete sich die Krebspest über ganz Europa aus.
Edelkrebsbestände sind nach Ausbruch der Krebspest selten geworden. Früher war die Art in ganz Deutschland verbreitet, heute beschränken sich die Vorkommen nur noch auf wenige Gewässer. Zusammenhängende Populationen existieren nicht mehr. Die wenigen bei uns vorhandenen Bestände gründen sich fast ausnahmslos auf Besatzmaßnahmen.
Konkurrenz
Die starke Konkurrenz der amerikanischen, eingebürgerten Krebsarten verhindert neben der Krebspest, dass sich Edelkrebse wieder weiter ausbreiten können.
(vgl. Lebensraum Flusskrebse)
Wiederansiedlung
Die derzeitigen Wiederansiedlungsmaßnahmen von Edelkrebsen sind weitgehend auf isolierte Stillgewässer beschränkt. In großen Flüssen ist der amerikanische Kamberkrebs verbreitet, der eine so starke Konkurrenz zum Edelkrebs darstellt, dass dieser sich hier nicht mehr etablieren kann. Im weiteren Umkreis potenzieller Edelkrebsgewässer sollten aus diesem Grund keine eingeführten Flusskrebsarten vorkommen. Wo einzelne Edelkrebs- oder Steinkrebsbestände miteinander vernetzt werden, sollte die Krebspestgefahr berücksichtigt werden, die von den Gewässerabschnitten ausgeht, die mit Kamberkrebsen besetzt sind.
Die besten Ansiedlungsmöglichkeiten bestehen derzeit immer noch in kleineren Stillgewässern (Weiher, Teiche, kleine Seen) mit natürlichen oder möglichst naturnahen Uferstrukturen, die von den Edelkrebsen zur Nahrung, zum Versteck oder zum Bau von Höhlen genutzt werden können. Der Bestand an Raubfischen sollte gering sein. (vgl. Schutz Flusskrebse)
Systematik
Stamm: Arthropoda (Gliedertiere)
Unterstamm: Crustacea (Krebse)
Klasse: Malacostraca
Ordnung: Decapoda
Familie: Astacidae – Echte Flusskrebse
Astacus astacus – Edelkrebs
Körperbau
Die Männchen können bis 20 cm lang werden, Weibchen bleiben kleiner. Charakteristisch für den Edelkrebs ist die starke Einbuchtung der Scheren. Die Leiste auf der Krebsnase (Rostrum) weist deutliche Zacken auf. Die Unterseiten der Scheren sind rötlich gefärbt, im Bereich des Scherengelenks findet sich ein leuchtend roter Fleck. Die Oberseite der Krebse schwankt je nach Standort in der Farbe von braun bis olivgrün. Je steiniger der Untergrund, desto intensiver ist die Farbe. Auf blauem Mergelboden leben blaugefärbte Exemplare (vgl. Körperbau Flusskrebse).
Fortpflanzung
Die Edelkrebsweibchen produzieren je nach ihrer Körpergröße mit 60 bis 200 Eiern eine recht geringe Anzahl an Nachkommen (im Vergleich: Galizischer Sumpfkrebs 200 bis 400 Eier). Diese Zahl wird durch die lange Zeit zwischen der Eibefruchtung im Oktober/November bis zum Schlüpfen der jungen Krebse von Ende Mai bis Mitte Juni weiter reduziert. In diesen Monaten gehen viele von den befruchteten Eiern, die das Weibchen an den Schwimmfüßen trägt, verloren (vgl. Fortpflanzung Flusskrebse).
Nahrung
Krebse fressen alle Tiere im Wasser, die sie überwältigen können: Würmer, Insekten, Schnecken, Muscheln (Makrozoobenthos); auch Fische, Aas und andere Krebse werden verspeist. Pflanzen gehören vor allem bei jungen Krebsen zur normalen Nahrung (vgl. Nahrung Flusskrebse).
Natürliche Feinde
Vor allem kleinere Krebse und Butterkrebse haben zahlreiche Fraßfeinde. Für Fische, Bisame, Enten, Iltis, Otter und Ratten sowie Eisvogel, Bachstelze und Wasseramsel sind Krebse eine willkommene Beute.
Häufig werden Krebse von Blutegeln befallen (Krebsegel), die sich an der Körperunterseite, an den Gelenken, Kiemen und sogar an den Augenstielen festsetzen.
Verhalten
Edelkrebse sind dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich in Höhlen, die sie in lehmige Uferböschungen graben. In diesen Röhren legen sich die Krebse auf die Lauer, um Beute zu machen. Nur Kopf und Scheren schauen heraus. Im Winter werden die Krebse inaktiv und ziehen sich in Höhlen, Verstecke oder auf den Gewässergrund zurück.
Da das Außenskelett nicht mitwachsen kann, „häuten“ sich die Tiere regelmäßig. Dabei wird der alte, zu klein gewordene Panzer abgestreift, um einem neuen, größeren Panzer Platz zu machen (vgl. Verhalten Flusskrebse).